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Euro-Rettung, Griechenland-Pleite und Schuldenschnitt

Vielleicht habe ich da ja was falsch verstanden: Bürgschaften sollen Risiken absichern. Risiko, das bedeutet – etwas kann schiefgehen, muss aber nicht. Wenn jedoch klar und deutlich zu sehen ist, dass der Katastrophenfall bereits eingetreten ist, bedarf es keiner Bürgschaft als Risikoversicherung, sondern eines Aufräumkommandos. Richtig?

Vielleicht habe ich da ja was falsch verstanden: Bürgschaften sollen Risiken absichern. Risiko, das bedeutet – etwas kann schiefgehen, muss aber nicht. Wenn jedoch klar und deutlich zu sehen ist, dass der Katastrophenfall bereits eingetreten ist, bedarf es keiner Bürgschaft als Risikoversicherung, sondern eines Aufräumkommandos. Richtig?

Die Rettungsschirme, die für Griechenland (und möglicherweise auch für andere Euro-Länder) aufgespannt werden, sind Bürgschaften. Bei einer Bürgschaft verspricht der Bürge – also einer, der Geld hat – für die Schulden eines anderen einzustehen, falls der pleitegeht. So eine Bürgschaft übernimmt man normalerweise und bei vollem Verstand nicht zu einem Zeitpunkt, an dem der Bürgschaftsnehmer schon gewaltige Schulden hat, die er eh nie zurückzahlen kann. Richtig?

Wenn ich Gläubiger von jemandem wäre, der völlig abgebrannt ist und der seine Schulden bei mir nie abzahlen wird, der aber einen Bürgen beibringt, bei dem noch was zu holen ist, dann müsste ich doch ziemlich bescheuert sein, diesen Bürgen ungeschoren vom Haken zu lassen. Richtig?

In Griechenland ist nichts mehr zu holen, das Land ist pleite. Sehen wir den Realitäten ins Auge! Die bösen Spekulanten spekulieren also gar nicht gegen die abgebrannten Landschaften der Ägäis, sie wollen in Wahrheit ans Geld jener Euro-Länder, die als Bürgen auftreten. Sie wollen an die Mittel des Euro-Rettungsschirms. Wenn also Griechenland jetzt in die Insolvenz geschickt wird, verlieren diese Gläubiger des Landes ihre Einlagen. Die präsumtiven Zahlmeister, also die Retter, jedoch verlieren nichts, denn sie bürgen ja noch nicht. Richtig?

Um Griechenland anschließend wieder fit zu machen, könnte Kern-Europa selbstlos Entwicklungshilfe leisten, Straßen, Brücken und Häfen bauen, Industriebetriebe finanzieren oder was sich sonst Gutes tun lässt, wovon die Menschen dort direkt profitieren. Das kostet sicherlich viel Geld. Aber die Alternative heißt doch, dass wir auf Jahre hinaus Euros überweisen und sich nichts ändern wird. Ganz Griechenland degeneriert zu einer Hartz-IV-Kolonie. Das kann es doch nicht sein. Richtig?

Wenn sich Europa nicht zu einem harten Schnitt entscheiden mag, zahlen wir im Laufe der Geschichte sogar zweimal: Der Rettungsschirm begleicht die Schulden der Griechen aus der Vergangenheit. Dafür zahlen die anderen Euro-Länder, sofern sie zahlen können. Den Griechen selbst nützt das wenig, deshalb werden wir als EU anschließend aus den Regional- und Strukturfonds noch einmal erhebliche Gelder überweisen müssen, um das Land aufzubauen und für das 21. Jahrhundert fit zu machen. Richtig?

Und zu allerletzt noch ein Bonbon: Mit dem Auslösen der Schutzschirme werden die Chancen und Perspektiven der Generation unserer Enkel verpfändet. Schon vor ihrer Geburt werden sie dazu verurteilt, ihre Lebenszeit mit Arbeit zu verbringen, um Schulden abzutragen, die in einer fernen Vergangenheit von fremden Leuten angehäuft wurden. Wer von ihren Mühen profitieren wird, ist unklar, aber unser Land und sie selbst werden es wohl nicht sein! Wäre das richtig?

Einen gedankenreichen Sonntag wünscht Ihnen / Euch
Michael Bross aus Sindlingen

  • Erstellt am .