Skip to main content

Länger Arbeiten für Griechenland?

In der einen Zeitung stand, dass „die Bundesregierung … keine Pläne für eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters auf 69 Jahre“ habe. „Eine Rente mit 69 wird von der Bundesregierung nicht gefordert, politisch nicht verfolgt und nicht in Erwägung gezogen,“ sagte der Regierungssprecher, Steffen Seibert. (Welt Kompakt, 13. September 2011, Seite 5)

Der amerikanische Ökonom Kenneth Rogoff, immerhin im früheren Leben Chefökonom des Internationalen Währungsfonds – also so eine Art Pendant zum zurückgetretenen Chefvolkswirt der EZB Jürgen Stark – äußerte sich in Dallas zur Zukunft des Euroraumes wie folgt: „Am Ende des Tages wird Deutschland für alle garantieren müssen, die übrig bleiben.“ (FAZ, 13. September 2011, Seite 17)

Muss man da einen Zusammenhang vermuten?

Alles Zufall?

Ein Schelm, wer Böses hier vermutet und einen inneren Zusammenhang herstellt? Abgesprochen haben die beiden Herren sich offenbar nicht …

Alles erhalten – koste es, was es wolle!

Angela Merkel will, dass alles so bleibt, wie es ist. Sie glaubt, die Stimmung im Lande perfekt einzuschätzen, und will den Menschen Veränderungen ersparen und sie nicht beunruhigen. Deutschland soll konserviert werden. So will es die Kanzlerin. Nebenbei will sie sich wahrscheinlich ein Denkmal als die durchsetzungsfähigste und tatkräftigste Regierungschefin aller Zeiten setzen. Sie rödelt ja wie wild, damit wir alle treudeutsch auf dem Sofa sitzen bleiben können. Eigentlich müsste sie nur verhindern, dass jemals wieder eine Frau zur Bundeskanzlerin gewählt wird. Dann wäre sie auf immer die erste, beste und einzige. Eine Alleinstellung kann man gewiss erreichen, indem man alle Vergleichsobjekte ausschaltet. Allerdings ist sie bislang auch die erstbeste…

Zudem leidet unsere Bundes-Mutti offenbar am – bei Frauen häufiger anzutreffenden – Helfersyndrom. Wer kennt sie nicht, diese armen Weiblein, die sich stets für andere aufopfern und Männer vor dem Suff, Kinder vor der Verwahrlosung und alle anderen vor sich selbst retten wollen. Bei Frau Merkel als Bundeskanzlerin darf es halt –  dem Amte angemessen – etwas größer sein. Deshalb muss auch sie zwanghaft alles Mögliche retten: Autofirmen, Banken, Griechenland, den Euro, Europa, das Weltklima. Jeder Wandel muss um jeden Preis verhindert werden – koste es, was es wolle!

Alles hinter verschlossenen Türen

Bankgeschäfte, so sagte mein erster Chef, macht man diskret hinter verschlossenen Türen. Politik ist also ein Bankgeschäft geworden. An die Stelle des lauten öffentlichen Diskurses tritt der versteckte Deal. So zumindest interpretiere ich die Schelte von Frau Merkel, über die Krise Griechenlands dürfe man als Regierungspolitiker nicht öffentlich spekulieren. Wer von einer Insolvenz des Olivenstaates rede, beunruhige die ohnehin nervösen Finanzmärkte. Macht Frau Merkel jetzt Politik für Märkte? Ich dachte immer, sie soll das Wohl des deutschen Volkes mehren, nicht das der Deutschen Bank. Und wer beruhigt eigentlich mich? Ich bin auch schon ganz nervös…

Nirgendwo wird so viel Ankündigungspolitik betrieben wie im Finanzgeschäft: Egal ob FED, EZB oder Bundesbank – ihre Stellungnahmen lösen an den Märkten in New York, London oder Frankfurt Turbulenzen aus oder lullen die Spekulanten ein. Finanzmarktpolitik ist so flüchtig wie das Produkt selbst. Und wenn Politiker da mitmischen, wird das ganze gewiss nicht solider. Erfolgreiche Politik sei nichts anderes als der gelungene Versuch, den Menschen einzureden, “dass morgen alles besser wird, wenn sie mich wählen.” Etwas gestelzter, aber erkennbar ähnlich definierte das mal ein Politikberater.

Leider gibt es da noch die reale Welt der Menschen, die Güter und Dienstleistungen mit echtem Geld bezahlen müssen. Und die stören den schönen virtuellen Kreislauf aus Ankündigungspolitik und Spekulationshandel mit Derivaten. Aber darüber sollen wir ja besser nicht reden.

Eine schweigsame und verschwiegene Restwoche wünscht Ihnen / Euch
Michael Bross aus Sindlingen

  • Erstellt am .