Hilfsbereitschaft - Dein Name sei nicht Eurobond
Man kann uns Deutschen ja viel nachsagen, aber nicht, dass wir nicht hilfsbereit wären. Wenn irgendwo auf der Welt ein Baum von einem Sturm umgeweht wird und eine karitative Organisation von Baumfreunden um Spenden bettelt – wir öffnen Herz und Börse und spenden willfährig. Manchmal übereifrig, manchmal zögerlich und erst nach Ermahnung (wie im Falle der Flutkatastrophe in Pakistan). Die Mitleidsmasche zieht immer. Die Hilfsindustrie läuft gut geölt und kann Millionen und Milliarden Euro aus deutschen Landen überall verteilen.
Eurobonds für Pleitestaaten haben mit Hilfsbereitschaft nichts zu tun, sondern allenfalls mit Dummheit. Es war dumm von den Politikern rund ums Mittelmeer Geld auszugeben, das man nicht hatte und von dem man nicht einmal wusste, ob man es je haben würde. Aber Südeuropa hat jahrelang so gelebt. Über seine Verhältnisse: Dolce vita – mañana, mañana …
Es war dumm von den Banken im Norden, diesen Ländern (oder besser: ihren Staatsverschuldern) dieses Geld geliehen zu haben. Es wäre aber noch dümmer, sie jetzt weiter zu finanzieren. So viele reiche Länder haben wir in Europa nun nicht, dass wir all die wenig prosperierenden Regionen mitschleppen können. Und die ersten potentiellen Netto-Zahler – nämlich die Finnen – machen sich schon aus dem Staub. Sie lassen sich ihre Kredite, die sie den Griechen geben, richtig schön besichern. Da die Griechen aber nichts haben, was sich dafür eigenen würde, wollen die Freunde im kühlen Norden Bares sehen. Die Spende aus der Ostsee geht als Sicherheit gerade wieder zurück an den Absender. Und womöglich noch ein bisschen Geld, das die Deutschen, Niederländer oder Österreicher zur Verfügung stellten.
In Deutschland wird das alles damit begründet, dass unsere Kanzlerin danach strebe, „das Vertrauen der Märkte durch Handeln zu gewinnen.“ Früher wollten Regierungschefs das Vertrauen feindlich gesonnener Staaten gewinnen. Dazu passt der Befund, dass Politik heute „Erwartungsmanagement“ betreibe. Konsequenterweise muss man dann auch folgern: Erwartungsmanagement verhält sich zur Problemlösung wie Finanzmarkt zur Realwirtschaft. Wir lösen nicht mehr konkrete, dingliche Probleme – wir managen nur noch die Erwartungen virtueller Blasen. Das Ganze ist so zuverlässig wie die Wettervorhersage dieses Sommers.
Einen schönen Sommer-Sonntag wünscht Ihnen / Euch
Michael Bross aus Sindlingen
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