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NEINATOM

Eine neue nationale Befreiungsfront ist entstanden. Nicht gegen Gaddafi in Libyen, sondern in Deutschland gegen Fukushima! Das liegt zwar auch nicht gerade um die Ecke, aber jeder kennt und fürchtet diesen japanischen Ort hierzulande. Deshalb eignet er sich in so strahlender Weise als Symbol für Aktion, für friedvolle Aktivitäten all zumal. Daraus formiert sich nun die „Nationale Einheitsfront zur Befreiung Deutschlands von der Atomkraft“.

An die Spitze der neuen Bewegung NEINATOM hat sich Frau Merkel gesetzt, die –  Friedensmedaille des US-Präsidenten für ihre Vergangenheit in der DDR hin oder her – mit Volksbewegungen (insbesondere solchen, die sich staatlich verordnet bewegten) ja ihre einschlägigen Erfahrungen zu sammeln vermochte. Und nun hat sie, was sie stets begehrte: Einigkeit! Alle sind dafür, dass wir dagegen sind: Gegen Kernkraftwerke, gegen Atomstrom, gegen Strahlungsabfälle, gegen die ganze Nuklearindustrie!

Soviel Einigkeit macht schon wieder Bange. Denn ein wenig Opposition täte dem demokratischen Gemeinwesen – das ja insbesondere von den eingebauten Checks und Balances lebt – schon aus Prinzip ganz gut. Wenn alle Volksvertreter in allzu einigem Gehorsam der Regierung Ermächtigung erteilen, ist Vorsicht angeraten. Das gilt für den Einstieg in die Schuldenfalle Griechenland, das gilt aber auch für den Ausstieg aus der Atomkraft. Man muss kein Freund von Großkonzernen der Energiewirtschaft sein, um ein wenig Besonnenheit in den Diskussionen anzumahnen.

Aber wer sollte da Widerspruch einlegen? Die Grünen? Sie wollen seit 30 Jahren alle Meiler stilllegen. Das Ausstiegsmodell, das seinerzeit im Wesentlichen auf ihr Betreiben mit der SPD entwickelt wurde, war weniger ambitioniert als Frau Merkels Parforceritt 2011. Weder Rot noch Grün können darüber meckern, dass jetzt alles noch schneller gehen soll, als von ihnen selbst verlangt. Die Liberalen scheiden als Korrektiv aus. Kaum vorstellbar, dass eine Regierungs-Partei, die mit der 5%-Hürde kämpft, sich bei den Wählern derart unbeliebt machen möchte. Und die CDU ist endgültig zur Kanzlerinnen-Cheer-Truppe verkommen.

Was die Unterdrückung ihrer Gegner angeht, ist Angela Merkel ihrem großen Vorbild Helmut Kohl wirklich ebenbürtig geworden. Und deshalb kann sie völlig ungestört durchregieren, kann alternativlos die Abschaltung der Kernmeiler durchpeitschen, um Deutschland zum Vorreiter in Sachen saubere Energie zu machen. Davon verspricht sie sich nicht nur eine moralische Vorbildfunktion in Europa (was ihr als Pastorentochter, die mit Moral ja eng vertraut sein sollte, sicherlich wichtig ist). Technologieführerschaft soll das Land ganz nach vorne bringen, an die Weltspitze. Das will Frau Merkel: Die erste NEINATOM-Nation zu sein, soll für die Wirtschaft handfeste Vorteile durch sogenannte First-Mover-Advantages zeitigen. Das hofft zumindest offiziell die ganze Bundesregierung. Allerdings  gilt, dass die Vorhut in unbekanntem Gelände nicht der sicherste Platz ist. Und sich freiwillig für irgendwas zu melden, ist meist auch keine so gute Idee. Aber seit es keine Wehrpflicht mehr gibt, geht dieses lebensnahe Praxis-Wissen, das jeder Rekrut schon in der Grundausbildung erwarb, verloren.

Einen schönen Pfingst-Montag wünscht Ihnen / Euch
Michael Bross aus Sindlingen

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